Der Winterschnitt
Der Winterschnitt ist unerlässlich und anspruchsvoll – ein Interview mit dem Profi.
Wozu dient der Winterschnitt an Bäumen und Zierhölzern und was gilt es dabei besonders zu beachten? Antworten und Tipps vom Gärtnermeister auf die Fragen eines Kunden.
Kunde:
Warum schneidet man eigentlich Bäume und Sträucher?
Kurt Stauffer:
Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Ich werde ihnen dies einerseits im Bezug auf die Obstgehölze und auf der anderen Seite der Ziergehölze beantworten.
Kunde:
Ok, wie sieht es denn bei den Ziergehölzen aus?
Kurt Stauffer:
Einerseits gibt es Zierbäume die bereist in der Baumschule durch einen regelmässigen Schnitt, zum Beispiel Schirmförmig geschnitten wurden. Sie kennen diese Sicherlich die Platanen die häufig in einer Gartenwirtschaft anzutreffen sind. Diese müssen regelmässig, also jedes Jahr geschnitten werden.
Bei den Sträucher ist ein Faktor ob diese am diesjährigen Holz blühen, wie die Sommerblüher oder an ein- oder mehrjährigen Trieben. Bekannte Sommerblüher sind unter anderem der Sommerflieder, der Hibiscus oder die Bartblume. Bei diesen wird durch den Rückschnitt die Bildung von neuen Trieben angeregt, womit sie Ihren Garten im Sommer in ein Blütenmehr verwandeln.
Bei den anderen Ziersträuchern ist es nicht immer notwendig zu schneiden. Einzelne Sträucher und Bäume wie Goldregen, Tulpenbaumoder Birke werden durch einen Schnitt sogar stark beeinträchtigt.
Wen man schneidet ist es wichtig den natürlichen Habitus (Wuchsform) zu erhalten. Einzelne Sträucher können gefördert andere im Schach gehalten werden. Eine allgemeine Grundvoraussetzung sind vor allem gute Pflanzenkenntnisse. Sie müssen jede Pflanze kennen die Sie schneiden. Leider wagen sich auch immer wieder sogenannte Profis an Schnittarbeiten mit zum Teil irreparablen folgen für die Pflanze.
Kunde:
Würden Sie es mir zutrauen Sträucher selber zu schneiden?
Kurt Stauffer:
Wenn Sie sich das Wissen aneignen, sicherlich. Bedenken Sie aber, dass ein falsch geschnittener Baum oder Strauch unterumständen für immer verstümmelt ist. Erwerben Sie sich entsprechende Literatur, ich kann ihnen zum Beispiel das Taschenbuch von Günther Pardatscher, Der Winterschnitt von Obst- und Ziergehölzen empfehlen (ISBN 3-8001-3118-8). Schneiden Sie den ersten Winter nur ein paar wenige ,einfache Sträucher ‚und beobachten diese im nächsten Jahr. Sie werden sehen wie die Pflanze auf Ihren Schnitt reagiert und werden die Erfahrungen und Feststellungen im nächsten Winter entsprechend anwenden können.
Kunde:
Ja super, merci für den Tipp mit dem Buch. Und bezüglich Obstgehölze wie so schneidet man diese?
Kurt Stauffer:
Wenn man einen jungen Obstbaum pflanzt und ganz auf den Schnitt verzichten würde, trägt er meist sogar früher Früchte als der geschnittene Baum. Doch schon bald zeigen sich die negativen Seiten. Es entsteht eine zu dichte Krone, Licht und Luft kommen nicht ins innere dieser Krone. Somit werden Blätter und Früchte stark von Pilzkrankheiten befallen. Der Baum wächst stärker gegen die sonnen zugewandte Seite. Einzelne Äste werden dadurch zu schwer und brechen ab.
Des Weitern wird durch den fachmännischen Schnitt eine regelmässige Ernte erreicht. Hinzu kommt, dass in nicht geschnittenen Bäumen die Früchte klein bleiben, sie bekommen wegen des Schattens weniger Farbe, schmecken säuerlich und sind ärmer an Fruchtzucher und Vitaminen.
Also wichtig ist jedes Jahr schneiden und eine schöne, lockere Krone aufbauen.
Kunde:
Wann ist der richtige Zeitpunkt für diesen Schnitt?
Kurt Stauffer:
Nach dem Laubfall, in den Monaten Dezember bis März.
Kunde:
Wenn dann die Krone des jungen Baumes ausgebildet ist, muss man dann nicht mehr schneiden?
Kurt Stauffer:
Bei älteren Bäumen ist ein Schnitt insbesondere nötig um den Ertrag zu erhalten. Altes Fruchtholz wird entfernt und junges gefördert.
Kunde:
Was denken Sie kann sich der Laie auch hier das Wissen aneignen?
Kurt Stauffer:
Ich denke schon, wobei zu beachten ist, dass der Obstbaumschnitt sicherlich das Schwierigste ist. Ich würde sicherlich zuerst bei den Ziersträuchern beginnen und erst ein paar Jahre später in die nächste Liga wechseln.
Man bedenke, dass ich im vorliegenden Beispiel nur einen Bruchteil des Obstschnittes erwähnt habe. Wir Unterscheiden bei den Schnitttechniken einerseits unter Kern- und Steinobst. Und dann auch noch die Baumformen, also ob es ein Hoch- oder Halbstamm, ein Spindelbusch oder zum Beispiel ein Spalier ist. Nicht ohne Grund erlernt unser Nachwuchs, die Lehrlinge das schneiden in mehreren ausserbetrieblichen Kursen.
Kunde:
Können Sie bezüglich Obstschnitt ev. auch eine Literatur empfehlen?
Kurt Stauffer:
Das Buch von Martin Stangl, Obstgehölze schneiden (IBN978-3-8354-0515-8) kann ich Ihnen empfehlen. Es ist reichlich Bebilder mit Fotos und Skizzen.
Kunde:
Herzlichen Dank für Ihre Ausführungen und hilfreichen Tipps.
Kurt Stauffer:
Habe ich gerne gemacht. Und im Übrigen, jetzt ist die richtige Zeit zum Schneiden. Rufen Sie uns an, wir sind bereit.